Didaktik: Begriff Senkrecht < Topologie+Geometrie < Hochschule < Mathe < Vorhilfe
 
 
   | 
  
 
  
   
    
     
	  
	  
 | Aufgabe |  |  Skizzieren sie den Begriff "senkrecht zueinander" ohne Winkelmessung einzuführen.  |  
  
Ich beschäftige mich momentan u.a. mit der Aufgabe oben. Ich habe mal in einem Geometrieaufgabenbuch nachgesehen, da wird der Begriff Senkrecht durch Falten eingeführt. Gibt es noch eine andere Möglichkeit ohne Winkelmesseung? Also mir fällt sonst keine ein...
 
[Dateianhang nicht öffentlich]
 
 Dateianhänge: Anhang Nr. 1 (Typ: jpg) [nicht öffentlich]
  
      | 
     
    
   | 
  
 |          | 
 
 
   | 
  
 
  
   
    
     
	  
	  
  
> Skizzieren sie den Begriff "senkrecht zueinander" ohne 
 
> Winkelmessung einzuführen.
 
>  Ich beschäftige mich momentan u.a. mit der Aufgabe oben. 
 
> Ich habe mal in einem Geometrieaufgabenbuch nachgesehen, da 
 
> wird der Begriff Senkrecht durch Falten eingeführt. Gibt es 
 
> noch eine andere Möglichkeit ohne Winkelmessung? Also mir 
 
> fällt sonst keine ein...
 
 
 
Winkelmessung verboten, Längenmessung aber nicht.
 
Dann könnte man natürlich so definieren:
 
 
Gegeben seien eine Gerade g und ein Punkt P, der
 
nicht auf g liegt. G sei der auf g liegende Punkt, der
 
von P den kleinstmöglichen Abstand hat. Dann ist
 
die Gerade n=PG senkrecht zu g.
 
Allerdings ist diese Definition für Konstruktionen
 
praktisch untauglich, da sich die Abstände nur
 
minimal verändern, wenn ein Punkt von g schon in 
 
der Nähe des "richtigen" Lotfusspunktes ist.
 
 
Nun könnte man für eine genauere Methode natür-
 
lich die übliche Lotkonstruktion mit Zirkel und
 
Lineal nehmen. Dabei braucht man keine Winkel-
 
messung, sondern nur drei Hilfskreise bzw. -bögen.
 
 
Eine weitere und elegante Möglichkeit wäre eine 
 
Definition mittels des Symmetriebegriffs: 
 
eine Gerade b mit [mm] b\not={a} [/mm] ist senkrecht zu a, falls 
 
sie mit ihrem Spiegelbild bezüglich der Spiegel-
 
achse a identisch ist. (***)
 
 
 
LG    Al-Chwarizmi
 
 
 
Nachtrag:
 
 
(***) Diese Definition ist allerdings vom logischen
 
Standpunkt her betrachtet fragwürdig bzw. unbrauchbar, 
 
falls man zur Definition der Spiegelsymmetrie den 
 
Begriff  "senkrecht" benützt hat !
 
 
 
Zweiter Nachtrag:
 
 
Mit Falttechnik (mit steifem Papier, das die eukli-
 
dische Metrik beim Falten beibehält !  -  auch hier
 
gehen also die geometrische Eigenschaften der
 
Materie in die Voraussetzungen ein, was logisch
 
nicht so recht sauber ist ...) kann man auch mit
 
einmaligem Falten einen rechten Winkel erzeugen:
 
 
1.)  Falte das Blatt entlang einer geradlinigen Kante
 
     (auch dass dies praktisch einigermaßen gelingt, 
 
     liegt an den Steifigkeitseigenschaften und an der
 
     ursprünglichen Ebenheit des Papiers !) 
 
 
2.)  Durchbohre das gefaltete Blatt an einer Stelle
 
     mit einer Nadel (z.B. Zirkelspitze).
 
 
3.)  Falte das Blatt wieder auf und lege durch die
 
     beiden Nadeleinstiche eine Gerade. Diese Gerade
 
     ist zur Faltkante normal (bzw. senk- oder lotrecht etc.)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
 
 
 
      | 
     
    
   | 
  
 
 |   
|                  | 
  
 
   | 
  
 
  
   
    
     
	  
	  
 | Aufgabe |   Aufgabenteil b)
 
Skizzieren sie, wie im Unterricht die Unterscheidung zwischen "senkrecht zueinander" und "lotrecht" behandelt werden kann.  |  
  
Vielen Dank für die Tips zum ersten Teil. Da wäre ich nicht so schnell draufgekommen. 
 
 
Teil b) Was ist denn überhaupt der Unterschied zwischen den beiden Eigenschaften? Ist es so, dass bei senkrecht, immer zwei Geraden behandelt werden und bei lotrecht spricht man ja eigentlich nur von der Strecke zwischen dem Lotfußpunkt zum Punkt P?
 
 
      | 
     
    
   | 
  
 
 |   
|                          | 
   
 
   | 
  
 
  
   
    
     
	  
	  
  
> Aufgabenteil b)
 
>  Skizzieren sie, wie im Unterricht die Unterscheidung 
 
> zwischen "senkrecht zueinander" und "lotrecht" behandelt 
 
> werden kann.
 
>  Vielen Dank für die Tips zum ersten Teil. Da wäre ich 
 
> nicht so schnell draufgekommen. 
 
> 
 
> Teil b) Was ist denn überhaupt der Unterschied zwischen den 
 
> beiden Eigenschaften? Ist es so, dass bei senkrecht, immer 
 
> zwei Geraden behandelt werden und bei lotrecht spricht man 
 
> ja eigentlich nur von der Strecke zwischen dem Lotfußpunkt 
 
> zum Punkt P?
 
 
 
Für solche sprachlichen Spitzfindigkeiten bin ich nicht 
 
zuständig. Ein Lot, das z.B. ein Maurer dazu benützt,
 
dass seine Backsteinmauer nicht schief wird, heisst
 
auch Senkblei. Bei solchen Anwendungen ist also
 
"lotrecht" = "senkrecht" = "vertikal" = zum Erdmittel-
 
punkt hin gerichtet.
 
 
In der Geometrie haben sich aber diese Begriffe ein
 
Stück weit verselbständigt, so dass eine Gerade "senk-
 
recht", "lotrecht", "normal", "rechtwinklig"="orthogonal"
 
zu einer anderen stehen kann, obwohl keine von beiden
 
wirklich auch zum Erdmittelpunkt hin gerichtet sein
 
muss. Für mich macht es kaum Sinn, in der Geometrie
 
"lotrecht" von "senkrecht" zu unterscheiden. Aber da
 
werden möglicherweise gewisse Superdidaktiker heftigst
 
protestieren; mögen sie ...   
 
 
 
LG   Al-Chwarizmi 
 
 
 
 
 
 
      | 
     
    
   | 
  
 
 |   
|          | 
 
 
   | 
  
 
  
   
    
     
	  
	   Nichts gegen die "Faltgeometrie" als möglichen
 
Zugang zu gewissen geometrischen Konzepten.
 
 
Als eigentliche Begründung für geometrische
 
Definitionen taugt sie aber wohl nicht, weil man
 
sich bei dieser "Origametrie" (das Wort existiert
 
noch nicht einmal bei Google !) unausgesprochen
 
auf physikalisch-geometrische Eigenschaften
 
des verwendeten (ebenen und steifen, also
 
Metrik-erhaltenden) Papiers stützt. 
 
 
Man kann natürlich auch andere physikalische
 
Realisierungen von geometrischen Konzepten
 
in ähnlicher Weise kritisieren:  Wie kann ich
 
z.B. wissen, ob der Winkel zwischen den beiden
 
Schenkeln eines Zirkels sowie deren Längen sich 
 
wirklich nicht ändern, während ich den Bogen AB 
 
um den Kreismittelpunkt M zeichne ? 
 
 
LG   Al-Chw.
 
 
      | 
     
    
   | 
  
 
 |   
  
   |